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7.6.02-8.6.02 | Vorarlberg

Exkursion Vorarlberg

Man kann es ohne Übertreibung behaupten: Das Phänomen der Vorarlberger Bauschule ist das Modell einer regionalen Architekturentwicklung, das es in dieser Form, Ausprägung, Charakteristik, Dichte und Dynamik kein zweites Mal gibt (Friedrich Achleitner). 28 motivierte TeilnehmerInnen konnten sich trotz anfänglichem Dauerregen, der sich dann aber rasch in ein, die ganze Exkursion begleitendes angenehmes Wetter verwandelte, von dieser Aussage überzeugen. Das Programm führte uns am ersten Tag von Bregenz in den Raum Dornbirn. Text: W. Reininger, dipl. Architekt ETH SIA, Chur

Gymnasium Mehrerau

Beim Gymnasium Mehrerau handelt es sich um die erste Schule in Österreich, die in reiner Holzbauweise ausgeführt ist. In den denkmalgeschützten Altbestand eines Klostertraktes wurde eine Holzkonstruktion mit großem Glasanteil hineingesetzt. Es entstand ein neuer, lediglich auf die eigene Konstruktion und Rhythmik bezogener Mittelteil, der zu den alten verputzten Gebäudeteilen einen überzeugenden Kontrast einwickelt. Nach dem Gymnasium Mehrerau Besichtigung der Vorarlberger Gebietskrankenkasse, Bregenz, von Christian Lenz, dann Fahrt nach Wolfurt.

==Mäder Mäder, ein ursprünglich armes Dorf an der Landesgrenze zur Schweiz, bemüht sich seit einigen Jahren um den Status einer "Öko - Gemeinde". Das ortsplanerische Konzept schliesst auch eine Folge von öffentlichen Wegen und Plätzen ein. Dieses fussgängerfreundliche Netz verdichtet sich im Bereich der “neuen Mitte", wo alle schulischen und kulturellen Einrichtungen liegen, unter anderem der von Baumschlager und Eberle entworfene Gemeindesaal (1995). Der Neubau der Öko-Hauptschule hat das Ortszentrum erheblich aufgewertet. Durch die Stellung der beiden oberirdisch getrennten Baukörper sind nicht nur zwei neue Außenräume entstanden (öffentlicher Platz und Schulhof), sondern auch klare Raumkanten (C. Baumschlager)

Wohnanlage Ölzbündt in Dornbirn.

Der 3-stöckige, ostwest-orientierte Geschosswohnungsbau in reiner Holzkonstruktion beinhaltet auf 940m² Wohnnutzfläche 13 Wohneinheiten und ein Büro. Baukosten: ca. 1’600 CHF/m2 Nettowohnfläche

Restaurant WOW der Firma Wolford, Hotel Martinspark in Dornbirn

Natürlich wurde auch gegessen, am Mittag im Restaurant WOW der Firma Wolford (Klas/Lässer) in Bregenz und abends im Hotel Martinspark in Dornbirn, einem stimmungsvollen Hotelneubau der Architekten Baumschlager und Eberle, wo auch übernachtet wurde. Zu vertiefenden Gesprächen am Abend war unser Gast Architekt Hermann Kaufmann. Am zweiten Tag ging es in das eigentliche Architekturgeschehen um die Vorarlberger Baukünstler, in den Bregenzerwald.

Molkereibetrieb in Egg von Michael Ohneberg.

Die Gebäudeaussenhaut ist in Sichtbeton, der Innenausbau in Holz und Trockenbau. Das Projekt zeichnet sich durch hohe Qualität und Expressivität sowie Innovationsfreudigkeit aus. Anschliessend Besichtigung des Sozialzentrums in Egg, ebenfalls von Michael Ohneberg.

Hotel Post - Oskar u. Leopold Kaufmann.

Otto Kapfinger: Dieser Hotelzubau verdient Beachtung, vielleicht nicht sofort auf den ersten Blick, aber auf jeden Fall auf den zweiten: Der Zubau wurde aus Modulen errichtet. Das Hotel wurde bereits 1970 von Leopold Kaufmann neu gebaut und stets erweitert. Der Zubau entstand in der tourismusfreien Zeit bzw. in jenen 4 Wochen, in denen das Hotel zugesperrt hatte. Die Module mit Ausmaßen von je 7.50m x 4m, sind alle in sich selbsttragend, keine Primärkonstruktion ist erforderlich. Sie sind komplett, bis auf die Inneneinrichtung, vorgefertigt. Das bedeutet eine extrem kurze Montagezeit von nur zwei Tagen. Ein erstaunlich flexibles System, das sich bewährt hat und für das die Architekten bereits den Holzbaupreis 1997 erhalten haben.

Feuerwehr- und Kulturhaus in Hittisau.

Dem technischen Milieu der Feuerwehr entsprechen Beton, verzinkter Stahl und Glas. Der Kulturbereich knüpft mit moderner Holz-Elementbauweise an regionale Traditionen an, wobei hier erstmals bei einem öffentlichen Bau dieser Größenordnung sämtliche Wandoberflächen, Deckenuntersichten, Fussböden und Treppen in unbehandelter Weisstanne ausgeführt sind. Die differenzierte Lichtführung, die taktile und homogene Materialität der Innenräume vergegenwärtigen Stimmungen alter Holzbauten ­ in radikaler Neuinterpretation. Als Besonderheit ist anzumerken, dass vom Zuschnitt des Volumens und der Proportionalität der Öffnungen bis zu den Details der Fassaden und Decken die massliche Koordination durchgezogen ist. Auch das kleinste Material-Modul zeigt sich so über die Gegensätze von Holz und Beton hinweg als Teil eines Ganzen. (Text: Otto Kapfinger) Zum Schluss stand das neu errichtete Gebäude des Vorarlberger Landesfischerei-Zentrums in Hard auf dem Programm (von Rinderer-Rinderer). Durch diesen Neubau wurde zum einen die Weichenstellung für eine moderne Fischzucht im Lande vollzogen und zum anderen eine architektonisch zeitgemässe Fischerei-Drehscheibe geschaffen, die Verwaltung und Fischaufzucht unter einem Dach vereint.

Kunsthaus in Bregenz

Nicht fehlen durfte ganz zum Schluss das Kunsthaus in Bregenz, von Peter Zumthor. Es muss hier nicht besonders vorgestellt werden, ist doch Zumthor weit über unsere Landesgrenzen bekannt durch seine subtilen Bauten Eine dichte Portion Architektur also. Gerade dies ermöglichte aber für uns alle interessante Quervergleiche. Haben die Vorarlberger also die besseren Architekten? Oder nur einen besseren Geschmack? Vielleicht. Mit Sicherheit aber haben sie eine höhere Sensibilität für gute Architektur, wird dort mehr übers Bauen debattiert als anderswo. So verfügen die meisten Kommunen über einen Gestaltungsbeirat: ein Gremium aus drei Architekten, das die Gemeinde in Baufragen berät. Ihr alemannischer Eigensinn erklärt auch eine Besonderheit im Vorarlberger Baurecht, die für das Entstehen der "Vorarlberger Bauschule" entscheidend war: Es erlaubt auch nicht staatlich geprüften Architekten zu bauen - und genau das taten in den Siebzigern eine Gruppe junger Architekten, die sich als Schüler des klassischen Funktionalisten Roland Rainer verstanden. Sie entwarfen einfache, moderne, unprätentiöse Häuser, oft in Holzbauweise, und brachten damit eine Architekturrevolution von unten ins Rollen: "Unsere Hasenställe waren subversiv", sagt Walter Unterrainer (Architekt in Feldkirch) "eine Provokation für die Wohlstandsprediger: Mit extrem wenig Geld schufen wir extrem qualitätvolle Räume."